Die große Schnipseljagd

In Herbolzheim haben wir eine der modernsten Recycling-Anlagen der Welt erbaut. Hier steht Wiederverwertung hoch im Kurs. Aus Millionen Joghurtbechern und weiterem Plastikmüll entstehen hier wertvolle Rohstoffe. Diese werden anschließend wiederum zu unseren Produkten, und somit Klimalösungen, verarbeitet. Mehr Nachhaltigkeit geht kaum… Im nachfolgenden Bericht nehmen wir Sie mit auf einen Rundgang durch das Werk.

Vom Hausmüll zum Plastikschnipsel

Plastik ist nicht gleich Plastik – „das muss man wissen, bevor man das hier verstehen kann“, gibt uns Jörg Drägert, unser Leiter des Rohstoffmanagements, direkt zu Beginn mit auf den Weg. 

Wir sind vom ersten Moment an gespannt – und erstaunt: Wo ist denn der Müll, der hier recycelt wird und aus dem später neue Umweltprodukte entstehen? Man sieht und riecht ihn nicht …

„Da ist er doch“, sagt Jörg Drägert schmunzelnd. Er deutet in eine Schlucht aus Betonwänden hinein, in der sich tatsächlich meterhoch viele bunte Schnipsel türmen. Wie Müll sieht das allerdings nicht aus, eher wie die Schatzkammer der versammelten Fasnetsvereine, die es hier bei uns in Südbaden reichlich gibt. Konfetti für die nächsten wilden Tage. „Und stinken tut es nicht, weil die Schnipsel bereits mehrfach gereinigt wurden“, erklärt der Fachmann weiter.

Wenn man so möchte, sind wir gerade in unseren heiligen Hallen angekommen. In unserem erst 2020 eröffneten Herzstück gewinnen wir das Rohmaterial für unsere Produkte – aus gewöhnlichem Haushaltsmüll, Verpackungen wie Joghurtbechern, Shampooflaschen oder Chipstüten wird unser Rezyklat. Mehr als 70 Prozent unserer Produktpalette werden bereits aus diesen hergestellt. Tendenz steigend.

Jörg Drägert führt uns weiter in die imposante Halle hinein. Wir folgen quasi den Schnipseln, auch wenn wir sie immer nur zwischendurch kurz sehen, etwa wenn sie über die Förderbänder schießen oder an den Maschinen Gucklöcher angebracht sind. Ansonsten läuft der Transport über ein ausgeklügeltes System von Station zu Station. Die Hallen selbst sind im Übrigen blitzeblank sauber. Kein Schnipsel fliegt herum. Und riechen tun wir immer noch nichts …

Kunststofftrennung in der Sortieranlage

„Wir verwenden hier die verschiedensten Systeme, um die Kunststoffe voneinander zu trennen und zu sortieren“, erklärt unser Rohstoffleiter. Gesucht werden Polyethylene (PE) und Polypropylene (PP) – beides hochwertige Kunststoffe, die nicht mit anderen Stoffen reagieren und sich auch später wieder hervorragend recyceln lassen. „Die gewinnen wir durch unterschiedlichste Verfahren, etwa durch optische Merkmale mit Hightech-Kameras und Infrarotsystemen“, sagt unser Guide. Spannend! „Wie viele solcher Stationen gibt es hier?“, wollen wir gleich wissen. „Mehr als 20 im Wert von je 300 000 Euro“, meint Drägert. 

Von heute auf morgen ist so ein komplexes System natürlich nicht entstanden. Lange bevor es hier auf dem Grundstück in Herbolzheim den ersten Spatenstich gab, haben unsere Ingenieure am Stammsitz in Teningen über viele Jahre das ganze Verfahren in einer Versuchsanlage entwickelt. Diesen Innovationsvorsprung haben wir uns hart erarbeitet, die Technologie ist weltweit einzigartig. „Da stecken zigtausend Arbeitsstunden drin. Aber zu sehen, wie das hier alles im Großen funktioniert, ist ein wunderbares Gefühl“, sagt der Rohstoffmanager. Das sei ein bisschen so, als wenn das eigene Baby laufen lerne …

Verarbeitung zu Granulat

Ein paar Maschinen weiter fängt es auf unserer Tour dann doch an zu riechen, so ein bisschen nach Kerzen, die gerade erlöschen. Und tatsächlich: Wir sind am Ende der Sortieranlagen angekommen. Ab hier werden die weiter zerkleinerten Kunststoffschnipsel geschmolzen und zu Granulat verarbeitet. Ein großer Teil davon kommt in die riesigen silbernen Silos direkt vor dem Werk. Aus diesen laden die Lkws das Material und bringen es in die weiteren Produktionsstandorte in der Region. Nach Teningen und Neuried sowie Dachstein im Elsass. Alles nicht weit weg. Ein Teil wird direkt vor Ort schon wiederverwendet. Gerade kommt ein EcoBloc Rigolenkörper aus der Maschine, der zur Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser eingesetzt wird. Eben noch Joghurtbecher – und kurz darauf eine frisch gebackene, intelligente Klimaschutzlösung. Wenn das mal nicht nach Zukunft riecht …

 

 

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